Blutegeltherapie
Die Blutegeltherapie ist eine sehr alte Therapieform. Schon vor rund 3.000 Jahren wurde im Orient diese naturheilkundliche Behandlungsmethode angewandt. Ausführlichere Beschreibungen entstanden circa 500 Jahre vor Christus im Sanskrit. In den letzten Jahren erlebte die Blutegeltherapie eine Wiedergeburt und wird inzwischen immer häufiger in Tierheilpraxen und hin und wieder auch in der Schulmedizin eingesetzt.
Blutegel
Blutegel sind zwei bis vier Zentimeter groß. Sie sind Verwandte des Regenwurms und gehören zur Gattung der Gürtelwürmer. Ihr Lebensraum ist Süßwasser. Sie besitzen drei Kiefer, die alle mit großen Zähnen versehen sind. Der Biss eines Blutegels ähnelt einem dreistrahligen Stern. Diese kleinen Wesen werden in speziellen Farmen gezüchtet. Später, in der Praxis angekommen, müssen sie an einem kühlen, abgedunkelten und ruhigen Ort aufbewahrt werden.
Ein Blutegel wird niemals ein zweites Mal benutzt: Da sie das Blut von Patienten aufnehmen, welches Bakterien oder Viren enthalten kann, werden die Tiere nach der Behandlung entsorgt. Dies ist äußerst wichtig, damit keine Krankheiten übertragen werden können.
Die wundersame Heilwirkung der Blutegel
Tiere wissen offenbar instinktiv um die Heilkraft der Egel. Man hat wildlebende Rinder, Wasserbüffel, Schafe und Pferde mit Gelenkproblemen ganz gezielt Gewässer aufsuchen sehen in denen Blutegel leben.
Eine mögliche Erklärung hierfür ist, dass die stammesgeschichtlich sehr alten Blutegel sich über diese lange Zeit ausschließlich von tierischem Blut ernährt haben und dass sich im Laufe der Evolution eine Art von Partnerschaft („Du gibst mir Blut – Ich heile Dich“) entwickelt hat, die im Instinkt verankert ist.
Der Blutegel in der Therapie
Weltweit finden vor allem drei Blutegel-Arten medizinisch Verwendung: der nordeuropäische Hirudo medicinalis, der asiatische Hirudo orientalis und Hirudo verbana aus Regionen um das Schwarze Meer.
Für den therapeutischen Einsatz kommen die Blutegel aus spezialisierten Zuchtbetrieben, die strenge Anforderungen gemäß § 13 Arzneimittelgesetz erfüllen müssen.
Nach dem Biss werden vom Egel Substanzen abgegeben, welche die Ausbreitung des Speichels im Körper begünstigen. Danach werden blutgerinnende Enzyme abgegeben. Schlussendlich entzündungshemmende Substanzen. Diese physiologischen Vorgänge, welche sich im Verlauf der Auseinandersetzung zwischen Egel und Patient entwickeln, werden therapeutisch genutzt.
Die Heilwirkung des Blutegelbisses
Der Blutegelbiss hat grundsätzlich eine Doppelwirkung: einerseits die heilsame Wirkung des Substanzcocktails im Blutegelspeichel, andererseits die entstauende Wirkung durch Absaugen und Aderlass.
Der Blutegelspeichel besteht wahrscheinlich aus mehr als 100 bioaktiven Substanzen, wovon heute nur knapp 25 bekannt sind.
Blutegel kann man man bei folgenden Krankheiten mit Erfolg anwenden:
- Arthritis / Arthrose
- Gelenkfehlbildungen (Dysplasien wie HD und ED)
- Huferkrankungen
- Erkrankungen des Bänder- und Sehnenapparats (Patellaluxation, Kreuzbandbeschwerden)
- Gallen
- Hufrollenproblematik
- Wirbelsäulenerkrankungen wie z.B. Spodylosen, Diskopathien, Cauda equina
- Ataxie
- Kreuzverschlag
- Satteldruckstellen
- Ekzeme (Leckekzem, Ohrekzem, Zwischenzehenekzem, Sommerekzem, Mauke)
- Phlegmone
- Wundheilungsstörungen
- Narbenproblematik (auch post-OP)
- Zahn- und Kiefererkrankungen
- und noch vieles mehr
Welche Risiken bestehen für die tierischen Patienten
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen sind bei der Blutegeltherapie von Tieren sehr selten. Grundsätzlich bestehen Risiken von Wundinfektionen und allergischen Reaktionen. Darüber hinaus können Erkrankungen vorliegen, bei denen eine Blutegeltherapie nicht angezeigt ist. Deshalb rät die DGTHA Tierhaltern von einer Selbstmedikation ihrer Tiere ab.